9 Teamrollen nach Belbin – vom Perfektionisten zum Koordinator

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Kennst auch du Teams, in denen zu viel geplant, aber nichts umgesetzt wird?
Oder solche, in denen energieraubende Konflikte trauriger Alltag sind?

Bestimmt hast du schonmal ein Team erlebt, das trotz großen fachlichen Wissens keine guten Ergebnisse geliefert hat.

Okay – my point is clear: Viele Teams bleiben hinter den Erwartungen zurück.

Die spannende Frage: Wo liegen die Gründe für solche „underperfoming“ Teams?

Ein häufiger Grund ist, dass das Team falsch zusammengestellt ist.

Das hat Meredith Belbin erkannt, als er sein Teamrollen-Modell entwickelte.

Es hilft dir dabei, die Teamzusammenstellung zu analysieren und Optimierungsbedarf aufzudecken.

In diesem Artikel liest du, was die 9 Teamrollen nach Belbin sind und wie du dieses Modell in der Praxis anwenden kannst.

Was sind die Teamrollen nach Meredith Belbin?

Schon in den 70er Jahren studierte Meredith Belbin – ein britischer Wissenschaftler und Managementberater – Führungsteams in der Praxis. Dabei interessierte ihn besonders das menschliche Verhalten der Teammitglieder.

Eine mehrjährige Studie an der Henley Business School, die er gemeinsam mit anderen Wissenschaftler:innen durchführte, schaffte die Basis für das Belbins Teamrollen-Modell. Dieses erklärte er zum ersten Mal 1993 in seinem Buch „Management Teams: Why they succeed of fail“.

Was ist die Essenz seines Modells?

Belbin ist aufgefallen, dass sich die Teammitglieder besonders in ihrer Verhaltensweise unterscheiden.

Während manche Mitglieder des Teams eher handlungsorientiert agierten, fokussierten sich andere auf ihr Wissen. Wieder andere hatten ihre Stärken in der Kommunikation und Koordination.

Das hat Belbin erkannt

Umso mehr Rollen in einem Team vertreten sind, desto besser arbeiten sie zusammen.

Daraus leitete sich auch seine zentrale These ab:

Teams mit unterschiedlichen Charakteren sind besonders erfolgreich. Denn Teammitglieder ergänzen sich und können ihre jeweiligen Stärken optimal einsetzen.

Mehr dazu liest du gleich. Zuerst zeige ich dir die 9 Rollen, die Belbin für Teamarbeit erkannt hat.

Die 9 Rollen im Team nach Belbin

„Die Verhaltensweisen von Menschen sind unendlich. Aber die Bandbreite nützlicher Verhaltensweisen, die einen effektiven Beitrag zur Teamleistung leisten, ist begrenzt. Diese Verhaltensweisen könnten in eine Reihe von verwandten Clustern gruppiert werden, auf die der Begriff ‚Teamrolle‘ angewandt wird.”

Meredith Belbin

Die 9 von Belbin identifizierten Teamrollen sind:

Umsetzer, Perfektionist, Macher, Wegbereiter, Teamarbeiter, Koordinator, Neuerer, Beobachter und Spezialist

Hier findest du alle Rollen, wofür sie im Team gebraucht werden und was ihre jeweiligen Stärken und Schwächen sind.

Vielleicht erkennst du schon beim Lesen, in welchen Rollen du dich bei Teamarbeit wiederfindest.

Kommunikationsorientierte Rollen

TeamrolleWofür gebraucht?StärkenSchwächen
Wegbereiter:in (Resource Investigator)Findet Ideen und Wege, die dann vom Team genutzt werden können.Aufgeschlossen, enthusiastisch. Erkundet Möglichkeiten und baut Kontakte auf.Kann zu optimistisch sein und das Interesse verlieren, sobald die anfängliche Begeisterung verflogen ist.
Teamarbeiter:in (Teamworker)Hilft der Zusammenarbeit im Team, schafft ein gutes Klima.Kooperativ, einfühlsam und diplomatisch. Hört zu und legt Wert auf ein gutes Teamklima.Kann in Krisensituationen unentschlossen sein und neigt dazu, Konfrontationen zu vermeiden.
Koordinator:in (Co-ordinator)Hilft dem Team, sich auf Ziele zu konzentrieren und Arbeit zu delegieren.Reif, selbstbewusst, gute:r Netwerker:in. Definiert Ziele klar.Kann als manipulativ angesehen werden und könnte seinen oder ihren eigenen Anteil an der Arbeit abladen.

Wissensorientierte Rollen

TeamrolleWofür gebraucht?StärkenSchwächen
Neuerer:in (Plant)Ist sehr kreativ und geht an Herausforderungen auf unkonventionelle Weise heran.Kreativ, einfallsreich, freidenkend, hat viele Ideen und kann komplexe Herausforderungen lösen.Ignoriert manchmal Details und kann zu beschäftigt sein, um effektiv zu kommunizieren.
Beobachter:in (Monitor-Evaluator)Denkt logisch, trifft bei Bedarf unvoreingenommene Urteile und wägt die Ideen des Teams nüchtern ab.Nüchtern, strategisch und anspruchsvoll. Hat alle Optionen oder Ideen im Blick und beurteilt genau.Manchmal fehlt der Antrieb und die Fähigkeit, andere zu inspirieren, und kann übermäßig kritisch sein.
Spezialist:in (Specialist)Bringt fundiertes Wissen in einem Schlüsselbereich in das Team ein.Zielstrebig, eigenwillig und engagiert. Er oder sie vermittelt Fachwissen und Fähigkeiten.Hat kein breites Spektrum und geht teils zu sehr auf die technischen Details ein.

Handlungsorientierte Rollen

TeamrolleWofür gebraucht?StärkenSchwächen
Umsetzer:in (Implementer)Erforderlich, um eine praktikable Strategie zu erarbeiten und sie so effizient wie möglich auszuführen.Praktisch, zuverlässig, effizient. Verwandelt Ideen in Handlungen und organisiert die Arbeit, die getan werden muss.Ist teils unflexibel und langsam sein, wenn es darum geht auf neue Möglichkeiten zu reagieren.
Perfektionist:in (Completer Finisher)Poliert die fast fertige Arbeit, prüft auf Fehler und unterzieht sie den höchsten Standards der Qualitätskontrolle.Sorgfältig und gewissenhaft. Sucht nach Fehlern. Poliert und perfektioniert die Arbeit der anderen Teammitglieder.Neigt dazu, sich unangemessen Sorgen zu machen und zögert beim Delegieren.
Macher:in (Shaper)Bietet den nötigen Antrieb, um sicherzustellen, dass das Team in Bewegung bleibt und weder Fokus noch Schwung verliert.Herausfordernd, dynamisch, lebt vom Druck. Hat den Antrieb und den Mut, Hindernisse zu überwinden.Kann anfällig für Provokationen sein und manchmal die Gefühle der Menschen verletzen.

Wie sieht ein optimal zusammengestelltes Team aus?

Generell gilt laut Belbin, dass jede Teamrolle Stärken und Schwächen hat und dass jede Rolle die gleiche Bedeutung im Team hat.

Bedeutet das, dass ein optimales Team aus 9 Teammitgliedern bestehen sollte, damit alle Rollen abgedeckt sind?

Nein!

Denn die meisten Menschen haben zwei oder drei Teamrollen, in denen sie sich wohl fühlen.

Das heißt zum Beispiel, dass ein einzelnes Teammitglied in demselben Team Wegbereiter:in und Neurer:in sein kann. Oder Spezialist:in und Perfektionist:in.

So kann auch ein Team von 4 oder 5 Mitgliedern alle für die Aufgabe wichtigen Rollen abdecken.

Und das bringt uns zu der nächsten Frage:

Werden alle Teamrollen zu jeder Zeit benötigt?

Auch hier lautet die Antwort nein.

Nicht alle Teamrollen müssen gleichzeitig an dem Teamprojekt oder der gemeinsamen Aufgabe arbeiten.

Viel wichtiger ist es, zuerst die Teamziele klar zu haben und dann herauszufinden, welche Aufgaben zu bewältigen sind.

Sobald dies geschehen ist, können gemeinsam im Team Diskussionen darüber geführt werden, wie und wann die einzelnen Teamrollen-Verhalten eingesetzt werden sollten.

Kurz gesagt:

Die optimale Zusammenstellung eines Teams kommt vor allem darauf an, welche Aufgaben es gerade zu erledigen gibt.

Es müssen also nicht alle Teamrollen gleichzeitig arbeiten, damit das Ergebnis erfolgreich ist.

Welchen Nutzen hat Belbins Modell?

Selbstkenntnis und Selbstreflexion sind essenziell für Erfolg – das gilt für Individuen genauso wie Teams. Und hier zeigt das Teammodell nach Belbin eine große Stärke.

Das Belbin-Teamrollen-Modell kann euch dabei unterstützen…

  • …ausgewogene Teams basierend auf Verhaltensbeiträgen und nicht auf Berufsbezeichnungen zusammenzustellen.
  • …jedem einzelnen Teammitglied ein besseres Verständnis seine oder ihrer Stärken zu vermitteln, was zu einer effektiveren Kommunikation und höheren Motivation im Team führt.
  • …die richtigen Leute die richtigen Aufgaben erledigen lassen, was zu leistungsstärkeren Teams führt.
  • …informierte, unparteiische Entscheidungen zu treffen, basierend auf Fakten und nicht auf einem „Bauchgefühl“.
  • …Einblick in Verhaltensstärken und -schwächen zu erhalten, die nicht unbedingt durch einen Lebenslauf offenbart werden.

Nur – so wie Belbin es auch bei seinen Teamrollen erkannt hat – gibt es überall dort, wo es Stärken gibt auch Schwächen.

Die Schwächen des Teamrollen-Modells

Die wahrscheinlich größte Schwäche des Teamrollen-Modells nach Belbin ist, dass es eben „nur“ ein Modell ist.

In der Theorie macht das Modell sehr viel Sinn und es gibt wenig daran auszusetzen.

Nur – wie schlägt es sich in der Praxis?

Die Idee, das Team strikt nach Rollen zusammenzustellen, ist in der Praxis oft nicht umsetzbar. Vielmehr muss mit den vorhandenen Ressourcen gearbeitet werden.

Ein weiterer möglicher Kritikpunkt an dem Modell ist, dass Menschen sich je nach Umgebung und Aufgabe anders verhalten. Sie können in unterschiedlichen Teams verschiedene Rollen einnehmen.

Zudem sind die Rollen in der Praxis oft nicht klar voneinander zu trennen – die Übergänge sind eher fließend.

Wird die Rollenzuteilung nach Belbin’s Modell also zu wörtlich genommen, kann dies die Flexibilität der einzelnen Teammitglieder und somit des gesamten Teams hindern.

Außerdem kommt der „Faktor Mensch“ in dem Modell zu kurz. Konkurrenzverhalten, starke Sympathien oder Antipathien, tiefliegende Konflikte – diese oder ähnliche Herausforderungen werden mit der Anwendung von Belbin’s Modell nicht gelöst werden können.

Insgesamt zeigen sich die Schwächen des Modells also in der praktischen Anwendung.

Wie du die Vorteile des Modells dennoch in der Praxis realisieren kannst, zeige ich dir jetzt.

Doch vorher noch ein Hinweis auf unseren Podcast. Dort hörst du viele weitere Impulse und praktische Tipps rund um Teamentwicklung und andere tägliche Führungs-Herausforderungen:

Was du vom Mannschaftssport über Teamentwicklung lernen kannst.

In unserem Podcast

DOPPELTER FÜHRUNGS-ESPRESSO!

Teamrollen nach Belbin in der Praxis

Eines haben wir schon gelernt: In der Praxis ist das Belbin-Modell nicht immer zu 100 % umsetzbar.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht zu eurem gemeinsamen Vorteil angewandt werden kann.

Deshalb zeige ich dir jetzt kurz, wie du deine Teamarbeit nach Belbin analysieren und organisieren kannst:

Am Anfang steht die Analyse.

Diese könnt ihr erst einmal allgemein für das Team machen, oder im Kontext eines spezifischen Projekts.

Führt diese Analyse gemeinsam durch, am besten während eines eigens dafür eingeplanten und moderierten Workshops (gerne auch mit Unterstützung eines externen Coaches).

  • Die Analyse läuft so ab, dass allen Teammitgliedern zuerst die verschiedenen Teamrollen ausführlich erklärt werden. Danach werden die Rollen sowie ihre jeweiligen Stärken und Schwächen sichtbar aufgehangen.
  • Jetzt werden alle Teammitglieder gebeten, sich anhand der Rollen selbst zu reflektieren und analysieren. Das heißt sie überlegen, in welcher Rolle oder in welchen Rollen sie sich in vergangenen Teamprojekten meist selbst gesehen haben und wie sie sich generell einschätzen.
  • Im Anschluss werden die einzelnen Ergebnisse gemeinsam im Team ausgewertet und gegebenenfalls ergänzt. Da Selbst- und Fremdwahrnehmung oft weit auseinanderklaffen, ist dieser Schritt wichtig. So ergibt sich ein Bild der verschiedenen Rollen im Team.
  • Jetzt kann das Team bei bevorstehenden Aufgaben überlegen, welche Rollen gebraucht werden und somit die beste Teamzusammenstellung erarbeiten. Außerdem kann so erkannt werden, welche Rollen gegebenenfalls im Team fehlen und basierend darauf entsprechende Maßnahmen unternommen werden.

Fazit: Achte auf die Zusammenstellung deines Teams

Belbins Teamrollen-Modell definiert insgesamt 9 Teamrollen und bietet damit einen nützlichen theoretischen Rahmen für eine optimale Teamzusammenstellung.

Die 9 Teamrollen können in kommunikationsorientierte, wissensorientierte und handlungsorientierte Rollen aufgeteilt werden.

Das Modell bietet einen großen Nutzen bei der Analyse deines Teams.

Es steigert die Selbstreflexion und somit das Selbstbewusstsein, identifiziert eventuelle „Lücken“ im Team und hilft euch dabei, ausbalancierte Teams zusammenzustellen. Und hier liegt auch ein Schlüssel zum Erfolg Teamarbeit – in der Teamzusammenstellung.

Daher bietet das Modell von Belbin – auch wenn es ein paar Schwächen in der praktischen Umsetzbarkeit aufweist – viele gute Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Teamzusammenstellung.

Beachte:

Eine Analyse und Zusammenstellung anhand von Belbin’s Modell sollte nur ein Teil eines ganzheitlichen und integrierten Teamkonzepts sein. Andere wichtige Elemente sind Teambuilding-Aktivitäten, Stärkung des Teamgeists, die Kompetenzen der Teamleiter:innen und die Teamfähigkeit deiner Mitarbeiter:innen.

Hier findest du zu diesen Themen weitere spannende Impulse und Praxistipps:

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