Wer fragt, der führt! So stellst du gute Fragen (Fragetechnik)

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Wer fragt, der [oder die] führt“ war ein Grundsatz des weisen Sokrates. Und auch Goethe wusste: „Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.

Natürlich hatten sie Recht! Fragen haben eine oft ungeahnte Kraft, Menschen zu bewegen, wichtige Informationen offenzulegen, und festgefahrene Situationen zu lösen.

Deshalb sind sie gerade in der Führung und in der Weiterbildung so wichtig.

Aus eigener Erfahrung als Personalleiter in einem Bauunternehmen weiß ich: Führung kann sich bisweilen wie ein Labyrinth anfühlen. Jede deiner Entscheidungen bringt dich näher zur Lösung, oder tiefer in die Verwirrung.

Jetzt stell dir vor, du hättest die Möglichkeit, durch gute Fragen den richtigen Weg in diesem Labyrinth zu finden.

So ist es in der Führung: gute Fragen schaffen Orientierung und bringen dich guten Lösungen näher. Führungskräfte, die die richtigen Fragen stellen, kommen leichter an wichtige Informationen, motivieren, beweisen echtes Interesse, und können sogar die Kreativität ihres Teams besser fördern.

In diesem Beitrag liest du, was gute Fragen ausmacht, welche Rolle Fragen in Mitarbeitergesprächen spielen, was die Herausforderungen beim Stellen von Fragen sind und welche Arten von Fragen du kennen solltest.

Und wenn du schnell ins Üben kommen möchtest, dann findest du auf dieser Seite weitere Schritte, mit denen du garantiert effektive Fragen kennenlernst und lernst, diese anzuwenden.

Darum sind gute Fragen im Führungsalltag Gold wert

In der Führung sind Fragen ein unerlässliches Werkzeug! Ich bin sogar der Meinung, dass Führung ohne gute Fragetechnik nicht gelingen kann.

Deshalb überrascht es umso mehr, dass viele Führungskräfte lieber von und über sich selbst sprechen, als Fragen zu stellen.

Führen durch Fragen sollte meiner Meinung nach zum Standard-Repertoire von Führungskräften gehören.

Das sind die fünf wichtigsten Gründe dafür:

Du zeigst Wertschätzung baust und Vertrauen auf

Indem du dich für die Gedanken und Sichtweisen deiner Mitarbeitenden interessierst, baust du als Führungskraft Vertrauen und positive Beziehungen zu ihnen auf.

Wir Menschen schätzen es, wenn unsere Sichtweisen gehört und ernst genommen werden.

Du regst offene Diskussionen und Dialoge an

Fragen schaffen die Möglichkeit für einen offenen Austausch auf Augenhöhe – sie eröffnen neue Zugänge.

Wenn die Rahmenbedingungen dann noch einen insgesamt sicheren Raum schaffen, ist der Nährboden für eine fruchtbare Diskussion perfekt.

Du förderst das Engagement/die Beteiligung deiner Mitarbeitenden

Durch das Stellen von guten Fragen können Führungskräfte Mitarbeiter dazu ermutigen, sich aktiv zu beteiligen und ihre Ideen und Meinungen zu teilen.

Dies kann zu einer stärkeren Einbindung und Motivation führen.

Du kommst an wichtige Informationen

Nur mit guten Fragen hast du eine echte Chance, den Dingen auf den Grund zu gehen und wichtige Details zu erörtern.

So kannst du auch verdeckte Herausforderungen aufdecken, um dann entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Du gibst deiner eigenen Entwicklung einen Boost

Gute Fragen stellen zu können ist eine Fähigkeit, die dir vorher ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, im Privaten und im Beruf.

Denn Fragen können wir nicht nur anderen stellen, sondern auch uns selbst. Damit reflektieren wir besser, verstehen uns und die Welt besser, und entwickeln uns weiter.

Das alles klingt wunderbar. Doch klar ist auch: damit Fragen diese Wirkung entfalten, kommt es auf ihre Qualität an. Ähnlich wie bei ChatGPT, wo der Mehrwert (der Output) von der Qualität des Inputs abhängig ist, gilt: Die Qualität der Fragen bestimmt die Qualität der Antworten (mag sein, dass dieser Spruch alter Wein ist, doch er trifft voll zu).

Deshalb teile ich einige entscheidende Qualitätsmerkmale guter Fragen jetzt mit dir.

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Diese 4 Faktoren machen qualitativ hochwertige Fragen aus

Wer fragt, der führt nur dann gut, wenn die gestellten Fragen auch qualitativ hochwertig sind. Dafür sind vier Faktoren besonders wichtig:

1 | Relevanz

Eine Frage zu stellen ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn sie auf die Situation, die Person(en) oder die Herausforderung zugeschnitten ist.

Sie muss relevant für den Kontext sein, in dem sie gestellt wird, und sollte auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele der Beteiligten eingehen.

In einem Teammeeting, bei dem ihr Herausforderungen bei der Einführung eines neuen Produktes besprechen wollt, wäre eine Frage danach, wie die Effizienz von Teammeetings generell gesteigert werden kann, nicht relevant und wenig zielführend.

2 | Offenheit

Eine grundlegende Unterscheidung kann man zwischen offenen und geschlossenen Fragen machen.

Geschlossene Fragen können mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden. Alle anderen Fragen sind offene Fragen.

Ich habe das Gefühl, dass geschlossene Fragen manchmal zu sehr verteufelt werden. Es stimmt, dass sie keinen Dialog fördern und dass der Gesprächsanteil der Fragenden sehr hoch ist. Dabei haben sie auch ihre Berechtigung – zum Beispiel dann, wenn du keine Diskussion anregen möchtest, sondern eine kurze, klare Antwort brauchst.

Dennoch: offene Fragen sind in vielen Situationen besonders wertvoll. Sie fördern die Kommunikation, geben den Befragten Freiraum, und geben ihm oder ihr die Chance, tiefer reflektieren. Und du als Fragende:r bekommst mehr Informationen.

Zu “Offenheit” gehört es auch, keine Suggestivfragen zu nutzen! Das sind Fragen, die den Befragten im Grund keine Antwortmöglichkeiten geben. Du erhältst keine neuen Informationen und setzt dazu dein Gegenüber noch unter Druck. Damit sind sie ein No-Go!

Ein Beispiel für eine Suggestivfrage ist: „Sie kommen mit der neuen Position gut zurecht?” Besser wäre es einfach zu fragen „Wie fühlen Sie sich in der neuen Position? Kommen Sie gut zurecht oder haben Sie bestimmte Herausforderungen?

3 | Lösungsorientierung bzw. Zielorientierung

Viele Menschen neigen dazu, sich zu lange mit einem Problem zu beschäftigen. Sie denken in Problemen, statt in Lösungen (hier findest du dazu übrigens viele wertvolle Impulse).

Das führt dazu, dass man sich nur noch tiefer in das Loch gräbt. Es entsteht ein Mindset, mit dem es schwer ist, geeignete und kreative Lösungen zu finden.

Deshalb sind gute Fragen meist an einem klaren Ziel ausgerichtet und zielorientiert.

Sie sollten dazu beitragen, ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen, sei es die Verbesserung der Teamleistung, die Entwicklung persönlicher Fähigkeiten oder die Lösung eines konkreten Problems.

Damit fördern sie das Wachstum und unterstützen positive Veränderungen, statt Schuld zuzuweisen oder zu kritisieren.

Beispielsweise solltest du ein Teammitglied, das es nicht schafft, Projektfristen einzuhalten, fragen:

„Wie können wir gemeinsam Ressourcen oder Unterstützungen organisieren, um dir zu helfen, diese Hindernisse zu überwinden und deine Ziele zu erreichen?“

Eine ganz schlechte Frage wäre in diesem Kontext übrigens Warum schaffst du es nicht, deine Fristen einzuhalten?”

4 | Einfühlungsvermögen

Besonders in heiklen Situationen solltest du Fragen mit Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Situation des Befragten formulieren. Das fördert eine vertrauensvolle Atmosphäre und kann dazu beitragen, dass die Befragten ehrlich und offen antworten.

Ein kurzes Beispiel dazu:

Ein normalerweise leistungsstarker Mitarbeiter zeigt seit einigen Wochen eine nachlassende Arbeitsleistung und Motivation.

Eine gute, empathische Frage, die du stellen könntest, wäre: „Ich habe bemerkt, dass es dir in letzter Zeit schwerzufallen scheint, bei der Arbeit motiviert zu bleiben, was ungewöhnlich für dich ist. Wie können wir dich in dieser Situation am besten unterstützen und gemeinsam eine Lösung finden?

Fragen in Mitarbeitergesprächen

Mitarbeitergespräche sind nach wie vor ein zentrales Instrument der Führung. Sie geben dir als Führungskraft die Möglichkeit, in einem ruhigen und sicheren Rahmen, und mit ausreichender Vorbereitung mit einem Teammitglied zu sprechen.

In Mitarbeitergesprächen geht es nicht nur darum, Informationen zu sammeln, sondern auch darum, eine Verbindung herzustellen und Vertrauen zu schaffen.

Besonders in herausfordernden Gesprächen, wie Kritikgesprächen oder Fehlzeitengesprächen, ist eine gute, einfühlsame Fragetechnik wichtig. Du musst es schaffen, Fragen zu stellen, die nicht als Angriff wahrgenommen werden, sondern Chancen für Wachstum und Entwicklung eröffnen. Zudem sollte dir das Ziel des Gesprächs klar sein, und deine Fragen sollten darauf einzahlen. Mit den richtigen Fragen führst du durch das Gespräch, und gibst deinem Mitarbeitenden gleichzeitig ausreichend Zeit.

Generell gilt, dass du in Mitarbeitergesprächen und Besprechungen viele Fragen stellen solltest. So verhinderst du unter anderem, dass du einen Monolog führst.

Verschiedene Arten von Fragen (mit Beispielen)

Wenn du zukünftig besser durch Fragen führen möchtest, solltest du noch heute damit beginnen, mehr Fragen zu stellen. Hab den Mut, verschiedene Arten von Fragen in verschiedenen Situationen (auch privat) auszuprobieren, und beobachte die Wirkung.

Das sind einige Arten von Fragen, die du dabei einsetzen kannst:

Reflektierende Fragen dienen dazu, das Gesagte zu wiederholen oder zu bestätigen, um sicherzustellen, dass man die Aussage richtig verstanden hat.
Beispiel: „Verstehe ich dich richtig, dass du mehr Ressourcen für das Projekt benötigst?“

Gegenfragen sind dann nützlich, wenn du dich mit einer an dich gerichteten Frage nicht wohlfühlst.
Beispiel: Worauf wollen Sie mit dieser Frage wirklich hinaus?”

Hypothetische Fragen helfen dabei, über mögliche Szenarien oder Lösungen nachzudenken. Damit eröffnen sie neue, vorher nicht beachtete, Möglichkeiten und fördern das kreative Denken.
Beispiel: „Was würdest du tun, wenn du ein unbegrenztes Budget zur Verfügung hättest?“

Sondierende Fragen dienen dazu, tiefer in ein Thema einzutauchen und mehr Details zu erhalten.
Beispiel: „Kannst du mir mehr über die Herausforderungen erzählen, denen du bei diesem Projekt begegnet bist?“

Skalierungsfragen machen Positionen klarer und zeigen Unterschiede auf. Sie regen andere dazu an, tiefer über eine bestimmte Situation nachzudenken und schaffen die Möglichkeit, diese mit anderen zu vergleichen und auf dieser Grundlage zu diskutieren.
Beispiel: Auf eine Skala von 1 bis 10 – wie zufrieden seid ihr mit dem Zusammenhalt im Team?”

Zirkuläre Fragen schaffen eine neue Sichtweise auf eine Situation, indem sie die vermutete Sichtweise einer anderen (nicht im Gespräch anwesenden) Person einbeziehen. Das motiviert die befragte Person, sich in eine andere Person hineinzuversetzen.
Beispiel: „Was denkst du, hat unseren Standortleiter Herrn Müller an deinen Aussagen über die Fortschritte in diesem Projekt irritiert?

Feedback-Fragen werden genutzt, um Rückmeldungen zu Leistungen, Verhaltensweisen oder Ideen zu erhalten.
Beispiel: „Wie denkst du, könnte unser Team die Zusammenarbeit verbessern?“

Entscheidungsfragen helfen dabei, eine Entscheidung herbeizuführen oder zu klären.
Beispiel: „Welche der beiden Strategien bevorzugst du für unser nächstes Projekt?

Fazit: Wer GUT fragt, führt tatsächlich!

Fragen sind mächtige Werkzeuge in der Führung. Sie können Türen öffnen, Lösungen aufzeigen und Beziehungen stärken.

Doch wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wie man es einsetzt.

In diesem Beitrag hast du erste, wichtige Impulse bekommen. Nutze Fragen weise und konstruktiv, um effektive Führung zu zeigen und echte Verbindungen zu deinen Mitarbeitenden herzustellen.

Und denke daran: Die Qualität deiner Führung zeigt sich oft in der Qualität deiner Fragen.

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