Die meisten Teams arbeiten heute (teilweise) digital.
Für Führungskräfte bedeutet das: Führung findet zunehmend auf Distanz statt.
Vielleicht kommen dir diese Fragen zu Remote Leadership bekannt vor:
- Wie kommuniziere ich richtig, wenn mein halbes Team im Home-Office sitzt?
- Wie baue ich auf Distanz Vertrauen auf, besonders zu neuen Teammitgliedern?
- Wie begeistere ich mein Team, auch im virtuellen Miteinander?
In diesem Artikel gebe ich dir dazu 12 praktische Tipps und Strategien. Außerdem gebe ich dir eine Ampel-Checkliste an die Hand. Damit findest du heraus, an welchen Erfolgsfaktoren des Remote Leadership du noch arbeiten darfst.
Der Fokus liegt dabei auf fünf Bereichen:
- Kommunikation
- Vertrauen und Selbstständigkeit
- Motivation
- Feedbackkultur
- Balance / Wohlbefinden
Viele Herausforderungen des Remote Leadership (manchmal auf Distance Leadership genannt) wirst du auch aus dem „analogen“ Führungsalltag kennen.
Deshalb sind auch die folgenden 12 Strategien für die klassische, analoge Führung, wertvoll.
12 Erfolgs-Strategien für Remote Leadership
Regelmäßig, offen und zielgerichtet kommunizieren
1 | Plane regelmäßige, digitale Check-ins und Meetings
Viele Teammitglieder fühlen sich im Home-Office ausgeschlossen, weil Kommunikation ohne sie stattfindet. Sie erhalten nicht dieselben Informationen wie ihre Kolleg:innen im Büro.
Das gilt es zu vermeiden!
Plane deshalb regelmäßig digitale Check-ins und Teammeetings ein.
Je nach Größe deines Teams sind sehr kurze, tägliche Check-ins (Dailies), wöchentliche Besprechungen (Weeklies) und/oder monatliche Besprechungen sinnvoll. Generell ist wichtig, dass auch digitale Besprechungen gut strukturiert sind und einen klaren Zweck verfolgen. Sonst rauben sie euch nur Zeit und Nerven.
Außerdem solltest du mindestens einmal im Monat 1:1-Gespräche mit allen Teammitgliedern einplanen.
Treffe, wenn möglich, auch Teammitglieder, die remote arbeiten, regelmäßig persönlich. Das kann zum Beispiel im Büro, beim gemeinsamen Abendessen oder sogar bei dem Teammitglied im Home-Office sein.
So kannst du besser offene Gespräche über „weiche“ Themen führen. Das stärkt die Bindung zu deinem Team.
2 | Kommuniziere offen und klar
Besonders beim Führen auf Distanz ist eine offene und deutliche Kommunikation unentbehrlich.
Kommuniziere deine Erwartungen, sowie Ziele und Regeln der Zusammenarbeit im Team klar.
Besonders Regeln der digitalen Zusammenarbeit werden oft vergessen. Klärt zum Beispiel, zu welchen Zeiten deine Mitarbeiter:innen erreichbar sein sollten.
Auch die Hemmschwelle deiner Mitarbeiter:innen, bei Unklarheiten noch einmal nachzufragen, ist im digitalen Raum größer, als wenn ihr im selben Büro sitzt. Vermeide Unklarheiten in deiner Kommunikation und signalisiere, dass du für Rückfragen zur Verfügung stehst.
Generell solltest du dir bei deinem Team immer die Erlaubnis für Feedback einholen. Nutze dann digitale Teammeetings und 1:1-Gespräche dazu, Feedback zu geben.
Gib deinem Team auch die Erlaubnis, dir Feedback zu schenken und fordere es ein.
Dann seid ihr auf einem guten Weg zu einer offenen Feedbackkultur.
Übrigens: Jeder Tag ist eine Chance, dich kommunikativ weiterzuentwickeln. Ich habe dazu ein kurzes Audio-Training entwickelt. Hier findest du mehr Infos ⬇️
Kommunikativ mehr Wirkung erzielen. In weniger Zeit.
Mit kurzen, täglichen Kommunikations-Trainings.
Jeden Tag erhältst du einen kurzen, rund 2-minütigen Impuls.
Die Umsetzung integrierst du in deinen Alltag, das spart dir eine Menge Zeit.
3 | Nutzt digitale Tools gezielt
Digitale Tools können die Kommunikation in digitalen und hybriden Teams enorm erleichtern.
Doch Vorsicht: Sie können auch ein großer Frustfaktor sein!
Welche Tools sind unentbehrlich?
Zoom, MS Teams und Co. gehören in den meisten Teams zum Alltag. Auch Chatprogramme wie Slack (oder WhatsApp) finden in vielen Teams sinnvolle Anwendung. Für die projekt- und aufgabenbezogene Arbeit nutzen wir in unserem Team zudem MeisterTask, ein digitales Kanban-Tool.
Wenn richtig eingesetzt, erleichtern diese Tools das Führen auf Distanz enorm!
Auch Kollaborationstools wie digitale Whiteboards verbessern die Zusammenarbeit in remote Teams. Nutzt die eingebauten Whiteboards von Zoom und MS Teams oder auch externe Tools wie Miro, um Ideen festzuhalten und eure Diskussionen visuell festzuhalten.
Du möchtest etwas tiefer in das Thema einsteigen?
Hier teilen meine Kollegin Jennifer und ich in unserem Podcast, welche Tools und Methoden wir erfolgreich nutzen.
Eine Empfehlung zum Thema Tools habe ich noch: startet lieber mit wenigen Tools und führt bei Bedarf weitere Tools ein. Sonst besteht die Gefahr der Verzettelung. Und jedes neue Tool führt auch immer zu Frust im Team. Prüft deshalb, ob nicht ein einziges Tool mehrere Tools ersetzen kann.
Hier gilt also: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Vertrauen aufbauen und Autonomie fördern
4 | Schenke deinen Teammitgliedern Vertrauen
Vertrauen ist ein Schlüsselaspekt der Mitarbeiterführung.
Nur wenn du deinen Teammitgliedern Vertrauen schenkst, können diese selbstständig arbeiten und Wertschätzung fühlen.
Beim Remote Leadership hat Vertrauen eine noch größere Bedeutung.
Einerseits hast du nicht dieselben Kontrollmöglichkeiten. Andererseits ist es wichtig, dass Themen wie Vertrauen und Vertrauens-Missbrauch offen angesprochen werden.
Du kannst dir zum Beispiel nie zu 100 % sicher sein, dass Frau Maier oder Herr Müller gerade wirklich arbeiten. Oder vielleicht doch die Wäsche machen.
Im Büro reicht meist ein Blick durch das Büro, bei Mitarbeiter:innen im Home-Office braucht es klare Absprachen, Regeln und Vertrauen.
Ein gewisses Maß an Kontrollverlust solltest du also akzeptieren. Schaffe eine Kultur, in der Vertrauen und Eigenverantwortung gefördert und zelebriert werden. Und das startet bei dir als Führungskraft.
Statt dich auf die Anwesenheit deiner Mitarbeiter:innen zu fokussieren, führst du besser ergebnisorientiert. Lege klare Ziele für jedes Teammitglied fest und prüfe die Leistung anhand der geleisteten Arbeit.
Du möchtest herausfinden, in welchen Bereichen des Remote Leadership du noch Potenzial hast? Dann lade hier unseren Ampel-Check herunter und gehe in die Selbstreflexion ⬇️
5 | Übertrage Verantwortung (delegiere)
Ihr habt wichtige Themen (Regeln, Absprachen, Vertrauen) deutlich besprochen? Super!
Ermutige dein Team jetzt, eigene Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Nur so haben sie die Chance, zu selbstständigen Mitarbeiter:innen zu werden.
Bei meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Führungskräften fällt mir immer wieder auf, dass die meisten zu wenig delegieren. Sie verfallen in Mikromanagement und fühlen sich noch gestresster.
Doch gerade beim Führen auf Distanz geht nichts ohne Delegation!
Lerne, Aufgaben abzugeben, besonders im operativen Geschäft.
Hier findest du dazu weitere Impulse.
6 | Biete Flexibilität (wenn möglich!)
In den letzten Jahren hat die Öffentlichkeit viel über flexible Arbeitsmodelle diskutiert. Klar, nicht alle Berufe können Flexibilität bei Arbeitszeiten und -strukturen bieten.
Ich finde jedoch, dass flexible Modelle in vielen digitalen und hybriden Teams Sinn ergeben. Das erhöht das Engagement und die Zufriedenheit der Teammitglieder und baut Stress ab.
Also: Berücksichtige die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände deiner Teammitglieder (frag einfach mal nach, was sie brauchen!) und fördere so eine Kultur der Flexibilität.
Teammitglieder motivieren und unterstützen
7 | Formuliere klare (Etappen-)Ziele
Klare Ziele sind ein Grundstein eures gemeinsamen Erfolgs. Das gilt für klassische Teams ebenso wie für hybride und komplett digitale Teams.
Und: Ziele, die in einem gemeinsamen Prozess entwickelt werden, fördern das Engagement deiner Teammitglieder.
Lege deshalb gemeinsam mit deinem Team klare und erreichbare Ziele fest. Nutzt dabei die bewährte SMART-Formel (spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch, terminiert).
Damit deine Mitarbeiter:innen selbstständig an ihren Zielen arbeiten können und jederzeit einen Überblick haben, sind Etappenziele wichtig. Auch im Home-Office haben sie so jederzeit einen Überblick.
Legt also für jedes Quartal, jeden Monat und jede Woche fest, was die Etappenziele sind. Diese unterstützen euch beim Erreichen der großen Ziele.
8 | Organisiere virtuelle Teamevents und -aktivitäten
Eine der größten Herausforderung beim Führen auf Distanz ist der fehlende Teamgeist. Die örtliche Distanz führt meist auch zu einer emotionalen Distanz.
Digitale Teamevents und -aktivitäten können den Zusammenhalt im Team stärken und das Wir-Gefühl fördern. Beispiele dafür sind virtuelle Kaffeepausen, gemeinsame Online-Spiele oder virtuelle Team-Building-Aktivitäten.
Organisiere solche Aktivitäten ein- bis zweimal im Jahr (oder beauftrage ein Teammitglied mit der Organisation).
9 | Fördere die individuelle Weiterentwicklung
Auch die individuelle Weiterbildung deiner Teammitglieder darfst du beim Remote Leadership nicht vernachlässigen.
„Aus dem Auge, aus dem Sinn“, führt sonst schnell dazu, dass deine Mitarbeiter:innen sich nicht wahrgenommen fühlen. Im schlimmsten Fall verlassen sie das Unternehmen.
Unterstütze deine Teammitglieder bei ihrer persönlichen Entwicklung, indem du individuelle Förderung und Weiterbildungsmöglichkeiten anbietest. Dies kann z. B. in Form von Mentoring, Coaching oder digitalen Angeboten geschehen.
Im Idealfall stellst du mit jedem deiner Teammitglieder einen persönlichen Entwicklungsplan auf.
Mehr über Führen auf Distanz in unserem Führungs-Podcast
So gelingen hybride Führung und Führung auf Distanz | Remote Leadership
Balance schaffen und Wohlbefinden fördern
10 | Behalte Gesundheit und Wohlbefinden im Blick
Viele Mitarbeiter:innen fühlen sich im Home-Office einsam und oft können sie Arbeit und Privates nicht strikt trennen. Das ist schlecht für die mentale Gesundheit.
Nutze die regelmäßigen Feedbackgespräche, um Anzeichen von Stress und Burnout zu erkennen und sprich diese proaktiv an. Bitte dein Team, regelmäßig anonyme Umfragen auszufüllen, damit du Herausforderungen früh erkennst und Maßnahmen einleiten kannst.
Wenn sich ein Teammitglied mental ausgelaugt fühlt, biete Unterstützung und Ressourcen an.
11 | Fordere Pausen ein
Der Arbeitsalltag im Home-Office ist oft weniger geregelt als im Büro. Die gemeinsame Mittagspause fehlt, und auch der Plausch am Kaffeeautomaten fällt aus.
Dabei sind richtige Pausen entscheidend für unsere Leistungsfähigkeit und unsere Gesundheit.
Betone als Führungskraft die Wichtigkeit von Erholungsphasen und fördere eine Kultur, in der es in Ordnung ist, Pausen zu machen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen.
12 | Unterstütze Teammitglieder bei der Gestaltung ihres Arbeitsumfelds
Auch ein Home-Office sollte so gestalten sein, dass produktives und störungsfreies Arbeiten möglich ist.
Was tut ihr für eure Mitarbeiter:innen im Home-Office?
Ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld kannst du beispielsweise durch die Bereitstellung von ergonomischen Schreibtischen und Stühlen, sowie durch Unterstützung bei der Organisation des Arbeitsplatzes, ermöglichen.
Hier sind die 12 Erfolgsfaktoren für das Führen auf Distanz noch einmal in der grafischen Übersicht:
Fazit: Was kannst du beim Führen auf Distanz verbessern?
Vielleicht hast du schon beim Lesen erkannt, in welchen Dingen ihr noch besser werden könnt.
Könnt ihr etwas tun, damit sich alle Teammitglieder abgeholt fühlen? Oder findest du es noch herausfordernd, deinen Teammitgliedern im Home-Office zu vertrauen?
Ich empfehle dir als nächsten Schritt folgendes:
Gehe meine Checkliste zum Führen auf Distanz durch und visualisiere mit der Ampel, ob jeweils Handlungsbedarf besteht.
Rot steht dabei für „hier besteht dringender Handlungsbedarf“; gelb für „hier kann mehr getan werden“ und grün für „alles okay!“
Hier erhältst du die Checkliste. Du kannst sie digital oder ausgedruckt per Hand ausfüllen:
Als letzten Impuls empfehle ich dir, deine eigene Arbeit und deine Haltung regelmäßig zu reflektieren. Selbstreflexion ist immer der Generalschlüssel zu erfolgreicher Führung! Sei offen für Feedback von Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen und bereit, deine Methoden anzupassen und zu verbessern.
So wirst du zu einer starken Führungskraft – auf Distanz und analog!